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Foto des Monats - Dezember 2023

Das "Arabische Café"

Schräg gegenüber dem Pfarrhaus St. Josef befand sich in der Karolingerstraße um die Wende zum 20. Jahrhundert eine Gaststätte mit der außergewöhnlichen Bezeichnung "Arabisches Café".

Es war die Zeit, als sich die Stadt Bocholt im Zuge der Industrialisierung enorm ausdehnte und die Bevölkerungszahl auf über 16.000 anstieg. So entwickelte sich beispielsweise allein die Gegend um den Siekenhof Ende der 1890er Jahre zu einer kleinen Vorstadt mit mehr als 90 Familien und fast 500 Einwohnern.

In dem Haus mit der alten Feldmark-Nummer 322 erhielt 1892 der Invalide Gerhard Bußmann die Erlaubnis zum Betrieb einer Schenkwirtschaft. Vier Jahre später übernahm Theodor Geuting aus Spork das Geschäft, errichtete ein dreistöckiges Wohn- und Wirtshaus und erhielt am 30. Dezember 1896 die Konzession. 1900 vermietete er die Wirtschaft an Alois Wienen, ehe Geuting den Betrieb 1905 für fünf Jahre wieder selbst übernahm.

Außergewöhnliches Konzept

In seinem Inneren war das "Arabische Café" seinem Namen entsprechend orientalistisch ausgestaltet worden. Zur Unterstreichung des exotischen und orientalistischen Scheins bediente sich das Arabische Café kolonial anmutenden Personen, um diese den Cafébesuchern öffentlich zur Schau zu stellen. Ein Beispiel hierfür ist der farbige Kellner "Henry" aus Surabaya (Indonesien) gewesen.

Nach einem kurzen Geschäftsbetrieb durch den Wirt Franz Dücking 1910/11 erhielt der Wirtschaftsvertreter Johann Brabender die Konzession. Polizeiinspektor Korn stellte seinerzeit fest: "Ein Bedürfnis zum Fortbestehen des Lokales ist vorhanden, weil durch den Wegfall dieser schönen und gutgehenden Wirtschaft die nebenliegenden kleinen und ungeeigneten Lokale eine erhöhte Frequenz und Bedeutung erhielten."

Der Erste Weltkrieg mit all seinen Mangelerscheinungen und Entbehrungen hatte aber einen Niedergang des gesellschaftlichen Lebens zur Folge, so dass sich der Gaststättenbetrieb nicht mehr lohnte. Im September 1918 ließ der letzte Wirt Brabender das gesamte Inventar durch einen Auktionator verkaufen und verzog nach Münster. Auf Nachfrage der städtischen Steuerabteilung teilte die Polizeiverwaltung im Sommer 1920 mit: "Der Betrieb (die Wirtschaft Arabisches Kaffee) ruht seit Januar 1918." Nachdem der Posthalter Bernhard Bauhaus das Anwesen erworben hatte, erlosch die Wirtschaftskonzession.