Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte 2021
Zum 800-jährigen Stadtjubiläum Bocholts im Jahre 2022 wird für alle Bürgerinnen und Bürger eine Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts erscheinen. In zwei Hauptbeiträgen werden die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen von 1896 bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts dargestellt; in Kurzbeiträgen gehen verschiedene Autorinnen und Autoren auf einzelne Aspekte gesondert ein. Die Redaktion liegt bei Prof. Hans-Walter Schmuhl, Universität Bielefeld. Realisiert wird das Projekt in Zusammenarbeit mit Dr. Alexandra Bloch Pfister, Büro für Geschichte & historische Kommunikation und dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster.
Vortragsreihe "Bocholt im 20. Jahrhundert"
1 | Prof. Dr. H.-W. Schmuhl, Zeitenwende - 21.1.2021
Zeitenwende. Der Wandel der politischen Kultur in Bocholt zwischen dem Arbeitskampf von 1913 und dem Beginn der Weimarer Republik
Der große Arbeitskampf in der Bocholter Textilindustrie im Juni/Juli 1913 markierte in der politischen Kultur der Stadt eine tiefe Zäsur. Die Klassengegensätze zwischen Unternehmern und Arbeiterschaft traten schärfer hervor, der Stil der Auseinandersetzungen zwischen der Fabrikanten-Vereinigung und den christlichen Gewerkschaften wurde zusehends konfrontativer, die Spaltung der städtischen Gesellschaft nahm zu. Unter den Bedingungen des Ersten Weltkriegs setzten sich diese Entwicklungen beschleunigt fort. Nach der Novemberrevolution offenbarte die Kommunalwahl vom 2. März 1919, wie sehr sich die politische Landschaft verändert hatte.
Herr Prof. Schmuhl ist der wissenschaftliche Leiter des Projekts 'Stadtgeschichte Bocholts im 20. Jahrhundert'. In seinem Grundlagenbeitrag widmet er sich der Zeit von 1896 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl, Universität Bielefeld
Donnerstag, 21. Januar 2021, 18.30 – 20 Uhr, Videokonferenz
Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und anschließend auf der Homepage der Stadt Bocholt gepostet.
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit, per Video, Tonbeitrag oder Chat Fragen zu stellen und zu diskutieren.
Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen Münsterlandes e.V.
Die technische Durchführung der Konferenz liegt bei Sebastian Borgert, Ewibo.
3 | Dr. K. Minner, Bocholter Stadtjubiläen 1922/1972 - 25.3.2021
Von der Textil- zur Europastadt? Geschichte und Zukunftsentwürfe in den Bocholter Stadtjubiläen 1922 und 1972
Seit dem 19. Jahrhundert griffen viele Städte die Faszination der „runden Zahl“ auf: Orientiert an Stadtrechtsverleihungen oder ersten urkundlichen Erwähnungen erinnerten sich Städte und Gemeinden an einschneidende geschichtliche Ereignisse, feierten ihre gegenwärtige Gemeinschaft und entwarfen Vorstellungen für die Zukunft des Gemeinwesens. Die Stadt Bocholt nutzte 1922 und 1972 einen solchen Anlass, um die eigene Geschichte und Zukunftsentwürfe darzustellen sowie sich einer städtischen Identität zu versichern. Der Vortrag geht der Frage nach, welche Ereignisse, Zäsuren, Entwicklungen und Pfadwechsel als identitätsstiftend aufgegriffen und welche wiederum nicht berücksichtigt wurden. Welche Akteure setzten diese Vorstellungen, Normen und Werte? Von den Zeichen ihrer Zeit geprägt, zeichneten die Stadtfeste an der Aa unterschiedliche Bilder.
4 | Flemming N. Feß, Rundfunk im Westmünsterland - 27.4.2021
Über den Äther angebunden. Der frühe Rundfunk und Bocholt in den 1920er Jahren
1924 begann in der Region die Zeit des Rundfunks. Das bedeutete nicht nur den Beginn einer neuen Epoche in der Medienwelt, auch für Bocholt war dieses Ereignis bedeutsam: Entfernungen veränderten ihre Bedeutung, Öffentlichkeit wurde neu definiert. Wie durch Zauberei kamen Nachrichten aus aller Welt nun durch die Luft „geflogen“. Der Vortag beschäftigt sich aus medienhistorischer Sicht mit dem Einzug der elektronischen Medien und seiner Bedeutung für Raum und Zeit in Orten jenseits der großen Weltmetropolen.
Flemming N. Feß ist Medienwissenschaftler und Historiker. Als Kurator betreut er im kult Westmünsterland des Kreises Borken Sonderausstellungen und hat dort zuletzt die Veränderung der Lebenswelt der Menschen im Westmünsterland während der 1920er Jahre untersucht.
5 | W. Neuser, Die Bocholter Aa - 19.5.2021
Die Bocholter Aa zwischen Angstraum und Lebensraum
Die Stadt Bocholt ist ohne ihren Fluss – die Bocholter Aa – kaum denkbar, durchfließt sie doch das Herz der Stadt. Umso interessanter ist ein historischer Blick auf den Umgang der Stadt und ihrer Bewohner*innen mit ihrem Fließgewässer. Aus umwelthistorischer Perspektive möchte die Vortragende ein Bild von den Gefahren und Potentialen des Flusses für die Stadt zeichnen und zeigen, wie die Wahrnehmung des Flusses zwischen Angst- und Lebensraum changierte. Der Fluss als Ursache für schwere Überschwemmungen insbesondere 1960 und die Eindämmung dieser Gefahr gegen alle Widerstände sind somit ebenso Themen wie Diskussionen über die Wasserqualität, den Zugang zum Wasser für Erholungs- und Freizeitzwecke oder in der jüngsten Zeit über naturnahe Gestaltungsmaßnahmen und das Leben am Fluss.
6 | Dr. S. Thieme, Von Kollaboration bis Widerstand - 10.6.2021
Zwischen Kollaboration bis Widerstand: Zum Verhältnis von katholischem Milieu und Nationalsozialismus in Bocholt
Der Vortrag geht der Frage nach, wie sich das Verhältnis zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus in den Jahren 1933–1945 gestaltete. Er zeigt die Heterogenität der Verhaltensformen von Katholikinnen und Katholiken auf, die von Formen der Anpassung und Kollaboration, von Opportunismus und Zusammenarbeit, etwa bei der Erstellung von sogenannten Arier-Nachweisen durch die Kirchengemeinden, bis hin zu Unzufriedenheit, Demonstrationskatholizismus und christlich motiviertem Widerstand, beispielsweise durch die katholischen Arbeitervereine reichten. Insbesondere die Ausgestaltung der religiösen Praxis und die Schulpolitik führten zu Konflikten. Gleichzeitig integrierten sich viele katholische Menschen in die nationalsozialistische »Volksgemeinschaft«. Der Vortrag nimmt auch die Vor- und Nachgeschichte der NS-Zeit in Bocholt in den Blick.
Dr. Sarah Thieme, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Donnerstag, 10. Juni 2021, 18.30 – 20 Uhr
teilnahmelink: https://bit.ly/32hBLEg
7 | M. Schmidt, Krise war immer! - 21.9.2021
Krise war immer! Das 20. Jahrhundert und die Bocholter Textilindustrie
Martin Schmidt, LWL-Industriemuseum Bocholt
Dienstag, 21. September 2021, 18.30 – 20 Uhr
8 | Dr. A. Bloch Pfister, Bocholt 1945 - 2020 - 25.01.2022
Hauptlinien von Stadtentwicklung und Stadtgeschichte 1945-2020
Zwischen 1945 und 2000 veränderte sich die Stadt Bocholt vermutlich so stark wie nie zuvor. Nach dem Wiederaufbau der in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs zu mehr als 85% zerstörten Innenstadt, der im Wesentlichen auf den bestehenden Fundamenten und Grundrissen stattfand und das mittelalterliche Stadtbild aufnahm, setzte zu Beginn der 1950er Jahre ein starkes Wirtschaftswachstum ein.
Die Bevölkerung wuchs, neue Siedlungen und Stadtteile entstanden, der Verkehr nahm zu, die Gesellschaft veränderte sich. Die in den 1960er Jahren einsetzende Textilkrise sowie die Kommunalreform 1975 unterbrachen diese stetige Entwicklung und stellten die Stadt und ihre Bewohner vor die Herausforderung, sich von den überlieferten, traditionellen Arbeitsfeldern und Verhaltungsmuster zu lösen und neue Wege einzuschlagen.
Das Referat stellt drei Aspekte der Stadtentwicklung im Überblick dar:
- Die räumliche Stadtentwicklung
- Die Entwicklung des Kultur- und Alltagslebens
- Die wirtschaftliche Entwicklung
Da die wirtschaftliche Entwicklung mit der Krise der Textilindustrie die jüngste Geschichte der Stadt stark prägte, nimmt dieser Aspekt im Referat den breitesten Raum ein.
Dr. Alexandra Bloch Pfister, Büro für Geschichte & historische Kommunikation, Münster
Dienstag, 25. Januar 2022, 18.30 – 20 Uhr
9 | Dr. V. Tschuschke, "Zwischen Caritas und Kostenlast – Krankenhäuser im Kreis Borken im Wandel der Zeit (1844-1987)" - 15.2.2022
Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte: „Zwischen Caritas und Kostenlast“ – Krankenhäuser im Kreis Borken im Wandel der Zeit (1844-1987)
Vortrag von Dr. Volker Tschuschke am 15. Februar 2022
Die Entwicklung der gesundheitlichen Infrastruktur stellt einen wichtigen Teil stadtgeschichtlicher Entwicklung dar und ist für uns heute bedeutsamer denn je. Mit der Entstehung und dem Wandel der regionalen Krankenhauslandschaft im Kreis Borken hat sich der Historiker Dr. Volker Tschuschke, Landeskundliches Institut im kult, Vreden, befasst. Sein Vortrag beginnt am kommenden Dienstag, 15. Februar 2022, um 18.30 Uhr. Angesichts der aktuellen Pandemieentwicklung findet er ausschließlich als Videokonferenz (Plattform TEAMS) statt.
Die zentralen Fragen des Vortags lauten: Unter welchen wechselnden Verhältnissen entstanden die Schwestern- und Krankenhäuser im Westmünsterland? Wer stand hinter den Gründungen? Wer trat als Träger auf? Wer engagierte sich in der Krankenpflege? Untersucht wird die Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende vieler kleiner Krankenhäuser in den 1970er Jahren. Dabei wird auch die spezielle Entwicklung im Raum Bocholt aufgezeigt.
Der Link zur Videokonferenz auf TEAMS lautet: https://bit.ly/3eL6LTj. Der Vortrag wird aufgezeichnet und anschließend auf der Homepage der Stadt Bocholt gepostet. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, live, per Video, Tonbeitrag oder Chat Fragen zu stellen und zu diskutieren.
Die von VHS und Stadtarchiv veranstaltete Vortragsreihe „Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte“ findet in Zusammenarbeit mit Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem kult in Vreden und der Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen Münsterlandes e.V. statt.
10 | Nina Szidat, Bocholts Städtepartnerschaften, 1950-2000

Nina Szidat, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Duisburg-Essen, untersucht seit August 2020 in dem DFG-Projekt "'Active Promotion of the European Ideal?' - Europabezüge in deutsch-britischen Städtepartnerschaften" den Stellenwert, der „Europa“ in diesen Verbindungen zukam. Anhand der Partnerschaften
Bocholts mit Rossendale (Großbritannien), Bocholt (Belgien) und Aurillac (Frankreich) beleuchtet ihr Vortrag die wechselnden politischen, ökonomischen und diplomatischen Interessen und Motive, die mit Städtepartnerschaften verbunden waren. Der Schwerpunkt liegt dabei neben kommunalpolitischen Akteuren auf „ganz normalen“ Bocholter Bürgerinnen und Bürgern, die über Schul- und Vereinspartnerschaften an den Verbindungen beteiligt waren
oder diese in Form von Freundschaftsgesellschaften aktiv mitgestalteten.
Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für historische
Landeskunde des westlichen Münsterlandes e.V..